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100 Jahre Freie Waldorfschule Uhlandshöhe
Entstehung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es vielfältige Ansätze einer neuen, am Kind orientierten Erziehung. Die von Rudolf Steiner schon 1907 skizzierte Pädagogik auf der Grundlage der anthroposophischen Geisteswissenschaft orientiert sich am Wesen des Kindes und an seinen Entwicklungsschritten. Emil Molt, Besitzer der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik in Stuttgart, wollte den Kindern seiner Arbeiter eine grundständige Bildung, die jedem Menschen zusteht, zukommen lassen. Er betraute Rudolf Steiner mit der Gestaltung und Leitung der Schule. So wurde am 7. September 1919 die Freie Waldorfschule Uhlandshöhe in Stuttgart als erste Waldorfschule gegründet.
Pädagogik
Im Mittelpunkt der Waldorfpädagogik steht die Auffassung, dass jedes Kind von Natur aus Talente und Fähigkeiten mitbringt, die ihm helfen in der Welt zu bestehen und den Anforderungen seiner Zeit gerecht werden zu können. Diese Talente und Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln muss demnach Ziel jeder Erziehung sein. Da sich das Heranwachsen des Menschen nach gewissen Gesetzmäßigkeiten vollzieht, orientiert sich der Unterricht an der Waldorfschule methodisch und didaktisch an den Entwicklungsschritten des Kindes bzw. des Jugendlichen.
Jeder Tag beginnt mit dem so genannten Haupt- oder Epochenunterricht. Dieser umfasst die ersten beiden Zeitstunden und konzentriert sich über mehrere Wochen hinweg auf einen bestimmten Lernbereich. Dieses Vorgehen erlaubt eine vertiefte Beschäftigung mit den jeweiligen Lerninhalten. Auch der handwerkliche und künstlerische Unterricht in der Oberstufe findet in mehrwöchigen Epochen statt. Fächer, die in besonderer Weise ein fortlaufendes Üben erfordern – Fremdsprachen, Sport und Musik, Deutsch und Mathematik außerhalb des Hauptunterrichts –, werden dagegen in durchgehenden Fachstunden unterrichtet.
Ein besonderes Merkmal der Waldorfschule stellt die Eurythmie dar. Als Bewegungskunst von Rudolf Steiner entwickelt, lassen sich durch sie Sprache und Musik in künstlerische Bewegung umsetzen. Die Kinder und Jugendlichen erüben sich hier Bewusstsein für den Raum, Achtsamkeit gegenüber dem Anderen sowie ein Gefühl für die gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen.
Wie die staatlichen Schulen auch, so bietet auch die Waldorfschule einen christlich-konfessionellen Religionsunterricht an. Für all diejenigen, die einen solchen Unterricht nicht besuchen wollen, gibt es allerdings die Möglichkeit, den (nicht konfessionell gebundenen) sog. freien Religionsunterricht zu besuchen, der sich inhaltlich eng am Lehrplan des konfessionellen Religionsunterrichts orientiert.
Die erste Waldorfschule
Die Freie Waldorfschule Uhlandshöhe, gegründet 1919, ist die erste Waldorfschule der Welt. Sie ist heute, wie alle Waldorfschulen in Deutschland, eine staatlich anerkannte Ersatzschule in freier Träger-schaft. Fast tausend Schülerinnen und Schüler besuchen die zwei-zügige, zwölfklassige Schule mit ihrer eigenständigen Form gemeinsamer Bildung aller Jugendlichen (Einheitliche Grund- und Höhere Schule). Drei Abschlussklassen bereiten auf die staatlichen Abschlüsse vor, zwei davon im 13. Schuljahr. Etwa 90 Lehrkräfte und über 70 Mitarbeitende sind an der Schule tätig.
Die Freie Waldorfschule Uhlandshöhe steht allen Schülerinnen und Schülern offen. Ziel der Schule ist die Entwicklung kognitiver, künstlerisch-kreativer, praktischer sowie sozialer Fähigkeiten gleichermaßen. Sie bietet daher einen vielseitigen Fächerkanon, der neben dem notwendigen Fachwissen das Ziel einer breiten und fundierten Allgemeinbildung hat.
Waldorfpädagogik gründet auf der persönlichen Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Die Lehrkräfte begleiten die Lernenden deshalb über möglichst lange Zeit, um sie in ihrer Entwicklung optimal fördern zu können.
Blick in die Zukunft
Moderne Pädagogik kann dem jungen Menschen bei den sich wandelnden Anforderungen der Zukunft helfen, seine Ziele zu verwirklichen. Sie soll Initiativkraft und Verantwortlichkeit gegenüber Mitmenschen und Umwelt schulen und dazu führen, individuelles Urteil und selbstbestimmtes Handeln zu finden. Diesem Anspruch ist die Freie Waldorfschule Uhlandshöhe bis heute verpflichtet.
Nach 100 Jahren stellt sich für jedes Erziehungskonzept und jede pädagogische Institution die Frage, ob sie den Anforderungen der Zeit noch genügen. In gemeinsamer wöchentlicher Konferenzarbeit blickt das Kollegium der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe kritisch reflektierend auf das eigene Tun und sucht bei neu auftauchenden Fragestellungen nach adäquaten, pädagogisch sinnvollen Antworten. Mit dem Bau eines neuen Oberstufengebäudes werden aktuell auch die äußerlichen Voraussetzungen geschaffen, um den Schülerinnen und Schülern zeitgemäßes Lernen zu ermöglichen.
Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr
Die zentrale Feier zum 100-jährigen Jubiläum wird am 7. September 2019 in der Liederhalle in Stuttgart stattfinden. Am Vormittag findet im Beethovensaal der offizielle Festakt statt mit einer musikalischen Eröffnung durch das Schulorchesters, verschiedenen Grußworten, einer Trommelergruppe aus Japan und einem Chor aus Namibia. Am Nachmittag folgt im Mozart- und im Silchersaal ein buntes Programm mit vielen Beiträgen verschiedener Stuttgarter Waldorfschulen. Eine große Eurythmieaufführung von Schülerinnen und Schülern der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe rundet am Abend den Festtag ab.
In den darauf folgenden Tagen findet an der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe sowie an der benachbarten Freien Hochschule ein internationaler Lehrerkongress statt, welcher am Dienstag wiederum in der Liederhalle mit einem Konzert der jungen Waldorf-Philharmonie endet.
Da die Gründung der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe gleichzeitig die Geburtsstunde der Waldorfpädagogik darstellt, wird im September 2019 nicht nur in Stuttgart, sondern auch an vielen anderen Orten in Deutschland und in der ganzen Welt gefeiert. Die große Abschlussveranstaltung der offiziellen Feierlichkeiten, veranstaltet durch den Bund der Freien Waldorfschulen in Deutschland, findet am 19. September 2019 im Tempodrom in Berlin statt.
24.1.2019 | Presse
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